1945 • Matthias Beltz wird am 31. Januar in Wohnfeld (Vogelsberg) als Sohn des Kaufmanns Fritz Beltz und der Handelslehrerin Martha Beltz, geb. Graf, geboren. Der Vater, Soldat an der Ostfront, kehrt aus dem Zweiten Weltkrieg nicht zurück, er gilt als vermißt. Noch im gleichen Jahr zieht die Familie – Bruder Michael, die Mutter und Großmutter Maria – nach Gießen.
1951 • Einschulung in Gießen.
1955 • Beltz besucht das Alte Realgymnasium (später Herderschule), seine bevorzugte Lektüre sind Krimis und Autoren wie E. A. Poe, E.T.A. Hoffmann, Franz Kafka, Wilhelm Busch. Schon früh bekundet er ein lebhaftes Interesse fürs Theater sowie »an Gewalt und Recht und politischem Sadismus«.
1964 • Abitur. Jurastudium in Marburg. Schwerpunkte, laut Beltz: »politische Gewerkschaftsarbeit, linke Utopiepflege, Erforschung des Skatspiels und der lockeren Biertrinkerei in absonderlichen Männerkreisen«.
1966 • Fortsetzung des Studiums in Frankfurt am Main. Beltz wird Mitglied des Sozialistischen Deutschen Stundentenbundes (SDS), konzentriert sich auf Strafrecht, Kriminologie und Strafprozeßrecht.
1969 • Examen. Beltz engagiert sich in der Republikanischen Hilfe, der Rechtshilfeorganisation des SDS.
1970 • Gerichtsreferendar in Darmstadt und Offenbach. Daneben »Studium des Klassenkampfs«.
1971 • Fließbandarbeiter bei Opel im Werk Rüsselsheim (Achsenbau); der Berufswechsel erfolgt »im Rahmen der weltrevolutionären Bestrebungen der Gruppe ›Revolutionärer Kampf‹ in Frankfurt« und soll dem »Studium der Weltrevolution« dienen. Beltz engagiert sich bei der IG Metall, wird Vertrauensobmann. Über seine Erfahrungen als Metallarbeiter berichtet er später unter dem Titel „Der arbeitende Mensch – Rüsselsheimische Dramaturgie“. Beim Revolutionären Kampf erfährt Beltz in den folgenden Jahren seine politische Prägung. In der linksradikalen Sponti-Szene agiert er in einer Zeit der Demonstrationen, Hausbesetzungen und heftigen Auseinandersetzungen zwischen »Putztruppen« und der Polizei u. a. zusammen mit Joschka Fischer, Daniel Cohn-Bendit, Johnny Klinke und Hans-Joachim Klein, der sich später an dem Überfall auf die Wiener OPEC-Konferenz beteiligt. Bekanntschaft auch mit Andreas Baader, Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin.
1975 • Oktober: Spontaner Auftritt mit einer Willy-Brandt-Parodie auf einer Protestveranstaltung gegen den Franco-Faschismus in der Stadthalle Offenbach. Danach »Sehnsucht nach Veränderung«.
1976 • Straßentheater. Beltz möchte Beckett spielen. Mit Gleichgesinnten beteiligt er sich an der Gründung einer Frankfurter Theatertruppe, dem Karl Napps Chaos Theater.
Dezember: Premiere mit einigen Szenen des ersten Programms, einem Kernkraftstück mit dem Titel »Ei, was strahlt denn hier?«.
1977 • Dezember: Zweite Premiere des Chaos Theaters (»Das grüne Vögelchen«) in der Frankfurter Batschkapp.
1978 • Februar: Premiere des dritten Chaos-Programms (»68er Nachlese«).
1979 • März: Szenenfolge »Staatsharmonie« im Frankfurter Kino Harmonie.
Mai: Neues Chaos-Programm (»Das Polizeifest«) im TAT.
Juni: »Szenen aus der Scene«.
1980 • Beltz reicht seine Promotionsschrift bei der Universität Frankfurt ein (»Das ganze Grundgesetz besteht ja überwiegend aus Angst vor der Demokratie – Über den Beitrag der politischen Linken zur Regierbarkeit spätkapitalistischer Gesellschaftsformationen, dargestellt an der Entstehungsgeschichte des Bundesverfassungsgerichts«). Wird abgelehnt. – Neues Chaos-Programm »5 vor 12, kurz vor High Noon« (zuweilen angekündigt als »HAI NUHN«). September: Gemeinschaftsproduktion von Karl Napps Chaos Theater, den Drei Tornados und dem Wahren Anton zur Bundestagswahl im Frankfurter Volksbildungsheim: »Durchs wilde Urnistan«. Karl Napps Chaos Theater wird mit dem Deutschen Kleinkunstpreis ausgezeichnet.
1981 • Kleinkunstpreis »Berliner Wecker«.
1982 • Das Chaos-Team zerbricht: Dieter Thomas, Hendrike von Sydow und Matthias Beltz spalten sich von der Gruppe ab, das Trio spielt als Vorläufiges Frankfurter Fronttheater (VFF) weiter. Ihr Programm zum Thema Friedensbewegung nennt sich »Freak und Frieden«.
1983 • Verstärkt TV-Auftritte. Februar: Tournee mit einem Gemeinschaftsprogramm von VFF, den Tornados und dem Wahren Anton zum Wahlkampf der Grünen (»WAHLIUM – eine Kaffeefahrt ins Grüne«). Gemeinsamer Auftritt des VFF mit Frank Wolff und dem Frankfurter Kurorchester (»Im Grünen Bock«).
September: VFF-Programm »Chicago«.
1984 • Kabarettpreis »Salzburger Stier« für das VFF.
1985 • März: VFF-Premiere mit »Leute ’85«, Regie führt erstmals Ulrich Waller. Im Juli tritt das VFF erstmals in Dieter Hildebrandts TV-Satire-Sendung »Scheibenwischer« auf.
1986 • November: Duo-Programm Matthias Beltz und Heinrich Pachl (»Propheten«) im Frankfurter Theater am Turm (TAT). Im Dezember ist das VFF wieder im »Scheibenwischer« zu sehen.
1987 • März: VFF-Premiere »Versammlung« in der Frankfurter Schirn. Im Juni erscheint das Beltz-Buch „Schwarze Politik. Pamphlet gegen die öffentlichen Harmoniestifter“, darin sind Beiträge enthalten, die für den Freibeuter, Joseph und den Pflasterstrand sowie die Düsseldorfer Debatte verfasst worden waren.
1988 • Februar: Beltz /Pachl-Programm »Das Geheimnis der Aktentasche« im Frankfurter TAT. Das VFF ist jetzt nachzulesen: „Am Besten bös. Das Vorläufige Frankfurter Fronttheater. Bilder und Texte“. Auch ein neuer Beltz erscheint auf dem Buchmarkt: „Links vom Main“, eine Sammlung von Texten aus Bühnenprogrammen und Publikationen der vergangenen Jahre. TV-Auftritte in den »Mitternachtsspitzen«. Beltz beteiligt sich an der Gründung des Frankfurter Varietétheaters „Tigerpalast“, der im Herbst eröffnet wird. Zur Premiere gibt er sein Debüt als Conférencier eines Varieté-Programms. Beltz steigt aus dem VFF-Team aus und geht eigene Wege: »Nach zwölf Jahren gemeinsamer Arbeit braucht’s was Neues.«
1989 • Januar: Premiere von »Liberté, Égalité, Varieté«, eines gemeinsam mit Anne Bärenz und Frank Wolff aus Anlaß des 200jährigen Jubiläums der Französischen Revolution entwickelten Programms im Tigerpalast. September: »Gnade für niemand. Freispruch für alle«, erstes Beltz-Soloprogramm. In der Taschenbuchreihe »Bibliothek der deutschen Werte« würdigt Beltz „Die deutsche Opposition“.
1990 • Juni: Beltz-Pachl-Programm »Schufte« zur Experimenta Frankfurt. November: Zusammenarbeit mit Achim Konejung, Heinrich Pachl, Arnulf Rating und Horst Schroth im Ensemble des »Reichspolterabend «aus Anlaß der Bundestagswahl (»Fünf Männer räumen auf«). Textbuch „Gnade für niemand – Freispruch für alle“. CD-Edition „Wir machen glücklich“ (Musik: Ralf Buron). Mitarbeit am NDR-»Heimatabend«, der bis 1997 unter der Regie von Horst Königstein produziert wird; Drehbücher: Frank Göhre und Ulrich Waller).
1991 • Ab Januar zwölf bundesweite TV-Ausstrahlungen der Satire-Reihe »Nachschlag«, jeweils fünf Minuten nach den ARD-Tagesthemen. Tournee mit dem zweiten Soloprogramm »Füße im Feuer«. November: Deutscher Kabarettpreis der Stadt Nürnberg.
1992 • Zweiter »Reichspolterabend« mit Konejung, Pachl, Rating und Schroth: »Fünf Männer kehren wieder«. Ab Juli zweite »Nachschlag«-Serie.
1993 • Zwischenprogramm »Henker gesucht«. Der Hessische Rundfunk sendet in seinem Fernsehprogramm vom März bis zum November 1994 »Freispruch für alle. Beltz’ fröhliches Standgericht« als Live-Kabarett mit jeweils zwei Gästen. Heinrich Pachl dreht mit Beltz das Fernsehporträt „Der Komiker. Ein deutsches Leben zwischen Pointe und Kalauer“.
• Deutscher Kleinkunstpreis.
• Adolf-Grimme-Preis für »Nachschlag«.
1994 • Januar: Soloprogramm »Die paar Tage noch«, das Textbuch erscheint wenig später. Dritter »Reichspolterabend«, Titel: »Fünf Männer stauben ab«.
1995 • „Schlammbeißers Weltgefühl“ erscheint. Ab November lädt Beltz in regelmäßiger Folge ins TAT im Bockenheimer Depot zur »Montagabendgesellschaft« ein.
1996 • Der Hessische Rundfunk etabliert die Hörfunkreihe »Freispruch für alle. Eine Radio-Show von und mit Matthias Beltz«. Duo-Programm mit dem Musiker Rüdiger Carl: »Hundert – Zwei Mann und ein Befehl« in der Hamburger Kampnagelfabrik. Dezember: »Die Fledermaus« im Stadttheater Gießen, Beltz spielt den Frosch. Von nun an regelmäßig Auftritte in der BR-Sendung »Ottis Schlachthof«.1997 • Soloprogramm »Mehr Geld, weniger Ärger!« in den Hamburger Kammerspielen, eine Art Zwischenprogramm, das die Premiere des neuen Kabarettsolos im Herbst vorbereiten soll. Mitarbeit am Drehbuch zum Spielfilm Deckname Dennis. Moderation der HR-Sendung »Meridian«. Oktober: Soloprogramm »Notschlachten – die sieben Weltverbrechen«. Uraufführung von Beltz erstem Theaterstück »Ich bin nichts. Ich hab nichts. Aber ich lach mich tot« am Staatstheater Mainz.
1998 • „Gute Nacht, Europa, wo immer du auch bist“ erscheint. „Notschlachten“ erscheint als Textbuch und als CD-Edition.
Beltz heiratet seine langjährige Lebensgefährtin Christiane Meyer-Thoss, Autorin und Verlagslektorin und – seit 1990 – seine Agentin.
Zwischentexte zu Bernd Alois Zimmermanns „Musique pour les soupers du Roi Ubu“, Konzert in der Stuttgarter Liederhalle mit den Bamberger Symphonikern.
1999 • März: Der HR startet die Hörfunkreihe »Theatergespräche«, ein »Gesellschaftsabend fürs Radio«.
2000 • Februar: Der HR beginnt mit der Hörfunkreihe »Wer lacht hier über wen? Komik und . . .«, ein themenbezogenes Radiogespräch mit Beltz und Gästen aus Kultur, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Juni: Soloprogramm »Eigenes Konto. Wenn alles sich rechnet und niemand bezahlt«, Textbuch und CD erscheinen noch im gleichen Jahr. Dezember: »Zehn Jahre danach«, gemeinsamer Auftritt mit Matthias Deutschmann, Heinrich Pachl, Arnulf Rating, Georg Schramm. Dezember: Viel beachtete Zeugenaussage im Frankfurter Joachim Klein-Prozeß.
2001 • Januar: Mitwirkung an der Veranstaltung »100 Jahre Kabarett« in der Akademie der Künste Berlin. Dezember: Nachfolger von Hanns Dieter Hüsch als Gastgeber des TV-»Gesellschaftsabend« (SR) unter dem Titel „Beltz Open“. „Ich bin nichts. Ich hab nichts. Aber ich lach mich tot“ erscheint mit Beltz und Gerd Knebel als Sprecher als Hörstück auf CD; auch „Eigenes Konto“ kommt als CD heraus.
2002 • Matthias Beltz stirbt überraschend am 27. März in seiner Frankfurter Wohnung, kurz vor einem abendlichen Auftritt im Tigerpalast, an Herzversagen.
2003 • Sein hinterlassenes Theaterstück „Die Frankfurter Verlobung. Eine Untertreibungskomödie“ wird am 7. März an den Städtischen Bühnen Frankfurt am Main uraufgeführt; in den Hauptrollen brillieren Edgar Selge und Franziska Walser u.a.
2003 • Gala